Vor etwa 13 000 Jahren siedeln sich die ersten Menschen im heutigen Chile an.
Viele der Mapuchestämme (mapu = Erde, che = Mensch) werden in den zahlreichen Kämpfen mit den Spaniern stark dezimiert, können aber nicht besiegt werden. Man lebt 300 Jahre lang in gegenseitiger Anerkennung. Grenzflüsse sind der Bio-Bio und der Tolten.
1552 erreicht Pedro de Valdivia die Gegend um Temuco. Nach der Gründung einiger Siedlungen müssen sich aber die Spanier 1602 wegen der vielen Überfälle (malón = Überfall, heute: unerwarteter Besuch) durch die Mapuche wieder zurückziehen. 1641 wird Im Vertrag von Quillin dem Volk der Mapuche Souveränität als unabhängige Nation zugebilligt.
Dieses Bild vom Friedensschluss 1881 hängt im Gasthaus auf dem Berg Nielol. (Foto: 2007)
Am 24. Februar 1881 wird als Zeichen des Friedens zwischen dem chilenischen Staat und den Mapuche die Stadt Temuco (Wasser der Heilpflanze Temu) gegründet.
Nun kann die Eisenbahnlinie in den Süden weitergebaut werden. Ingenieur ist der junge Belgier Gustave Verniory, ein Schüler von Gustave Eiffel. Die Brücke über den rio Cautín ist 35 m lang und hat 11 Bögen. 1898 wird sie eingeweiht.
Während unseres Aufenthalts in Temuco (1968 - 75) wohnen, leben, arbeiten und feiern die Mapuche noch wie seit Jahrhunderten. Sie kennen keine Dörfer oder Städte, sondern wohnen verstreut auf dem Land in ihren "Rukas".
Dem Fremden ("huinca" - "gringo") gegenüber sind sie grundsätzlich misstrauisch. Wenn man sie und ihre Lebensweise wertschätzt, kann man aber ihr Vertrauen gewinnen.
Die "Ruka" besteht aus einem einzigen Raum ohne Fenster. Die Türöffnung weist immer in Richtung Osten. In der Mitte brennt das offene Feuer, dem heilende Kräfte zugeschrieben werden. Der Rauch entweicht durch ein offenes Dachdreieck. Die blanke Erde des gestampften Fußbodens vermittelt den Mapuche das Gefühl, barfuß direkten Kontakt zur Mutter Erde zu haben. (Foto: 1970)
Mit der modernen Landwirtschaft in Chile können die Mapuche nicht konkurrieren. Sie besitzen oft nur ein paar Hektar Land. Die Ernte reicht kaum für den Lebensunterhalt.
Wer wird Kazike?
Wer einen Baumstamm am längsten tragen kann.
Der berühmte Caupolicán schafft es drei Tage und drei Nächte lang. Im Kampf gegen die Spanier wird er später gefangen genommen und gepfählt. Weil er nicht ehrenhaft als Krieger gefallen ist, wirft ihm seine Frau seinen kleinen Sohn vor die Füße und beschimpft ihn. (Foto: 2012)
Machi (Medizinfrau und Priesterin) Marcelina hat mich als "gringo" (Fremden) zu einem Ngillatún, dem höchsten religiösen Fest der Mapuche, eingeladen. Die Männer kommen auf Pferden, Frauen und Kinder mit der Karete.
Bei Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Erdbeben, Dürre ...) werden solche zeremoniellen Feiern abgehalten, um die Götter und die Pachamama (Mutter Erde) zu versöhnen. Sie dauern je nach Anlass mehrere Tage.
Während der religiösen Zeremonie steigt die Machi die Stufen des Rehues hoch und lässt sich dann in Trance in Männerarme fallen. Als Opfer wird ein junges Schaf geschlachtet. Die Männer reiten öfter im Galopp um den Rehue herum.
Als "gringo" (Fremder) darf man die Zeremonie nicht fotografieren. Man hält sich im Hintergrund.
Der Ngillatún findet auf einer offenen Wiese um einen Rehue (rechts im Hintergrund) statt.
Die Mapuche-Familie in ihrer Ruka. Der Vater trinkt seinen Matetee, der auf dem offenen Feuer immer warm gehalten wird. Seine Tochter will Lehrerin werden. Die Mutter kümmert sich um Haus und Garten, der Sohn wird die kleine Landwirtschaft weiter betreiben und die Tante ist gerade zu Besuch hier.
Gerätschaften, Lebensmittel und Schlafgelegenheiten, alles ist in einem Raum untergebracht. An die vom Staat gebauten Holzhäuser müssen sich die Mapuche erst gewöhnen, denn in der Ruka ist es im nasskalten Winter wärmer. (Foto 1987)
Natürlich gehen die Mapuchekinder auch in die Schule. Ihr Lehrer, selber Mapuche, wohnt in Temuco und fährt jeden Tag mit dem Auto aufs Land. Die Kinder singen uns Lieder in "Mapudungún"
vor. Heute wird die ursprüngliche Sprache der Mapuche kaum mehr gespro-
chen. (Foto: 1987)
2007 besuchen wir den Lehrer Ancavil Nanco wieder in seinem Haus in Temuco. Er kann es kaum glauben und freut sich riesig über die Fotos, die wir mitbringen.
Das Experiment scheint in der interkulturellen Mapucheschule Trañi-Trañi in Labranza (Temuco) zu gelingen. Hier versucht man mit modernen Unterrichtsmethoden den staatlichen Lehrplan zu erfüllen und gleichzeitig die Kinder mit der Sprache und der Kultur ihrer Vorfahren vertraut zu machen. (Foto: 2012)
Mit außergewöhnlicher Herzlichkeit werden wir von Roberto Mansilla (FUNDECAM), dem Kollegium und den Kindern empfangen. (Foto: 2012)
In der Ruka brennt wie früher in der Mitte das offene Feuer. Die Sopaipillas schmecken hervorragend und die Kinder singen mit Begeisterung Lieder in Mapudungun, der alten Mapuchesprache. (Foto: 2012)