Sieben Jahre Chile (1968 - 75) als Lehrer und ab 1971 als stellvertr. Schulleiter an der Deutschen Schule Temuco (knapp 700 km südlich von Santiago) hinterlassen Spuren.
Meine 7. Klasse. Es sind überwiegend die Kinder, Enkel und Urenkel deutscher Einwanderer. Der Unterricht findet zu dieser Zeit hauptsächlich in deutscher Sprache (15 Lehrer aus Deutschland) statt.
(Foto: 1970).
Heute werden in 135 deutschen Auslandsschulen um die 77.500 Schülerinnen und Schüler (davon 20.000 deutsche) unterrichtet.
1881 kommen die ersten Deutschen nach Temuco, 1887 bauen sie die erste Deutsche Schule (weniger als 30 Schüler). Als Tafel dient der gestapfte Fußboden.
Dieses schöne zweite Schulgebäude entsteht 1916, das für 200 Schüler konzipiert ist. Doch mit der Zeit wird es zu klein und kann - da mitten in der Stadt - nicht erweitert werden. (Foto: 1969)
Die Schule öffnet sich mehr und mehr für die chilenische Bevölkerung. Deutsch wird vorwiegend nur noch als Fremdsprache unterrichtet. Trotzdem legt man auf die Vermittlung deutscher Kultur noch großen Wert. Bayerische Volkstänze (auch Schuhplattler) werden beim "aniversario" aufgeführt. (Foto: 2012)
Wenn wir in der Stadt einkaufen, werden wir oft auf Deutsch angesprochen. Gewöhnungsbedürftig für Chilenen sind damals noch lange Hosen bei Frauen und kurze bei Männern. Beim Autowaschen wird meine Frau vom Dienstmädchen dezent darauf hingewiesen, dass das keine Arbeit für eine "señora" sei. Ein "profesor alemán" ist in der ganzen Stadt angesehen.
Die Armut schaut diesen Kindern aus den Gesichtern. Am Tag "Cruz de Mayo" dürfen sie mit einem Kreuz, das mit Blumen geschmückt ist, von Haus zu Haus gehen und um ein Almosen bitten. Die Erwartung ist groß, vom "gringo" etwas mehr zu bekommen. In dieser Zeit gibt es noch viele Familien, in denen die Kinder hungern und auch bei kaltem Wetter barfuß auf der Straße anzutreffen sind. (Foto: 1969)
Spuren der deutschen Einwanderer im Stadtbild Temucos (Fotos: 1987 u. 2012)
Der "Turm der Kathedrale Temucos".
Aus Platz- und Geldmangel dient dieses Hochhaus mit dem Kreuz symbolisch als Kirchturm. So kann die Kirche sinnvoll Geld sparen.
Die Chilenen sind überwiegend katholisch (68 %). Neben den 17 % Protestanten gibt es relativ viele Sekten. Staat und Kirche sind seit 1925 offiziell getrennt. (Foto: 2007)
Dieses Monument auf der Plaza Anibal Pinto erinnert an die Eroberung Chiles.
Die Spanier (Rückseite) kommen mit Waffengewalt, die Kirche (Pfarrer rechts) missioniert mit dem Kreuz, der Soldat mit dem Tornister sombolisiert die Chilenen, ein Mapuche-Indianer (Caupolican) wehrt sich mit einer Lanze und die Machi mit der Kultrún ruft die Pachamama (Mutter Erde) um Hilfe an. (Foto: Prospekt)
Diese Statue des Kazike Caupolican (Künstler: Nicanor Plaza) beherrscht das Stadtbild Temucos in den 70-er Jahren. Als "toqui" kämpft er tapfer gegen die Spanier, wird aber 1558 gefangen genommen und gepfählt. Weil er aber nicht als Krieger gefallen ist, beschimpft ihn seine Frau und wirft ihm seinen kleinen Sohn vor die Füße.
Und warum heißt der Kleine "Diplom"?
Ach wissen Sie. Wir haben unsere Tochter nach Santiago geschickt, damit sie dort ein Diplom macht. Und das ist das "Diplom", das sie uns mitgebracht hat ...!
?Y por qué le llaman "Diploma" al chico?
!Es que mandamos la hija a estudiar a Santiago ... y éste es el diplo-
ma que nos trajo ...! ("Diario Austral" 1972)